Heute wird meist kaum darüber nachgedacht, dass ein Huf, sobald er beschlagen wird oder eine schlechte Form hat, mit weniger (in schlimmen Fällen sogar gar nicht mehr mit) Blut versorgt wird und
dass Beschlag eine große Zahl an Folgeproblemen auslöst (Auswahl):
- Durch die mangelhafte Nährstoffversorgung kann kein qualitätsstarkes Horn mehr produziert werden. Es wird im Laufe des andauernden Beschlages spröder, bröckelt, wird anfällig für
Fäulnisbakterien (Strahlfäule & Probleme mit der weißen Linie) und irgendwann halten die Hufnägel nicht mehr, weil die Substanz ausbricht.
- Es fehlt die Stoßdämpfung, die sich durch die perfekte Anordnung der Knochen, der verschieden harten Hornschichten und der Gewebe im Innern normalerweise ergibt.
- Bei Menschen kennt man das sogenannte Raynod-Syndrom, vor allem bei Leuten, die mit Metall arbeiten und dabei viele Hammerschläge ausführen: durch die Erschütterung und
das Nachvibrieren des Materials werden die kleinsten Blutgefäße, die Kapillare, zerstört. Eine Blutversorgung bestimmter Nerven wird dadurch unterbrochen und ganze Handbereiche werden taub. Das
gleiche geschieht bei einem Pferd. Die Kapillaren im Blutgefäßgeflecht der Lederhaut werden stark geschädigt (dies führt zu schlechter Blutversorgung im Huf, verminderter Hornqualität und einem
erhöhten Hufrehe-Risiko).
- Dadurch, dass der Huf mit viel weniger Blut versorgt wird, arbeiten auch die Nerven nicht mehr gut - sie werden nicht mit ausreichend Nährstoffen versorgt, denn diese werden über die
Blutbahn transportiert. Das Pferd läuft also mit "tauben Füßen". Pferde, die wieder auf barhuf umgestellt werden, sind meist hinterher trittsicherer und weniger "tollpatschig", als vorher. Allerdings
geht manchmal auch andersherum ein vorher lahmes Pferd, was schlecht bearbeitete Barhufe hatte oder nicht optimal gehalten wurde, mit Eisen besser, als zuvorohne. Die
Nerven werden hierdurch "abgeschaltet" und senden keine Botenstoffe mehr, die im Gehirn als Schmerz erkannt werden. Das Gewebe im Huf wird also unbemerkt geschädigt.
- Hufnägel sind aus Eisen und daher stark temperaturleitend. Sowohl beim Laufen auf sehr warmem Untergrund (zum Beispiel durch die Sonne aufgeheizter
Asphalt), als auch auf kaltem leiten sie die Tempertur durch die weiße Linie, die aufgrund ihrer feuchtigkeitsspeichernden Eigenschaft (= gut temperaturleitend), nach Innen. Im Winter,
wenn Schnee liegt oder die Pferde generell beschlagen auf kaltem Boden stehen oder gehen, wird so die Kälte direkt weiter in den Huf geleitet. Dies ist sehr schlecht, denn Hornwachstum braucht
Stoffwechsel - und Stoffwechsel braucht (und produziert - im gesunden Fall) Wärme. Das Pferd hat also oftmals völlig untertemperierte Hufe.
- Das Eisen hat ein erhebliches Eigengewicht, das dem Pferd zu schaffen macht: es zerrt unnatürlich an den Einrichtungen im Huf, zum Beispiel an der Huflederhaut und an den
Sehnenansätzen am Hufknorpel (Hufknorpelverknöcherung kann eine Folge sein). Bei jedem Anheben des Hufes gibt es dann unnatürliche Zugverhältnisse, weil er durch das Eisen erheblich beschwert
ist.
Man kann sich ebenfalls fragen, warum so viele schlimme Trittverletzungen mit beschlagenen Weidepferden geschehen - oftmals weil sie, wenn sie auskeilen, den Schwung, der ihr Bein durch das
Gewicht des Eisens nach hinten zieht, nicht richtig einkalkulieren können und so - anstatt vielleicht das andere Pferd nur zu streifen - mit voller Wucht treffen, und das dann auch noch
"bewaffnet".
Besonders "orthopädischer Beschlag" wirkt blutabschnürend und dadurch auch – zuerst – schmerzstillend. Allerdings niemals
heilend! Er soll das Pferd oftmals auch gar nicht heilen, er soll es nur wieder nutzbar machen. Die Schädigung geht unbemerkt weiter, bis der Schaden am Huf so groß
ist, dass er irreparabel scheint. Dann ist er meist auch wieder wahrnehmbar, weil er in Bereiche vorgedrungen ist, die noch etwas besser mit Blut versorgt werden.
Bei orthopädischem Beschlag wird der Schaden also unbemerkt größer, anstatt kuriert zu werden. Er wird kaschiert.
Eine optimale Hufform hingegen gewährleistet eine gute, gesunde Bewegung innerhalb des Hufes, führt zu richtiger Nährstoffversorgung, Stoßdämpfung, perfekt angepasster Hornproduktion und erlaubt
einen echtem Laufkomfort für das Pferd.
Da in in der konventionellen Lehrmeinung teilweise von anderen Tatsachen ausgegangen wird, als im Huf nachweislich zu finden sind, führen viele sogenannte "Behandlungen", die theoretisch
Besserung herbeiführen sollen, in der Praxis zu einer Verschlimmerung der Situation und können langfristig (oft schon kurzfristig) keine wirkliche Besserung erzielen.
Diese Dinge sind zwar absolut nachweisbar, werden aber größtenteils leider ignoriert bzw. die Fakten sind oft gar nicht bekannt, was dazu führt, dass die Überlegungen
zur Behandlung meist zu einem anderen Ergebniss führen, als für die Heilung richtig wäre, obwohl man gerne helfen und die Situation verbessern wollte.
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