Pferde brauchen Nahrungsvielfalt, denn sie gehören der Gruppe des Fernwanderwild an. Das bedeutet, dass sie ihre Nahrung normalerweise „auf der Reise“ finden und dadurch ausreichend verschiedenen Nährstoffe bekommen.
Dies können wir sichern, indem wir zum Beispiel Heu aus verschiedenen Regionen kaufen und dafür sorgen, dass die Tiere 24 Stunden lang Zugang dazu haben, denn sie sind außerdem Dauerfresser. Auch im Sommer, wenn sie dann nur wenig davon aufnehmen, sollte trotzdem Heu zur Verfügung stehen. Wir können dem Weideland gezielt unterschiedliche Mineralstoffe zuführen, so dass auch auf engem Raum doch Unterschiede in der Bodenbeschaffenheit enstehen. Auch das Ausbringen von Urgesteinsmehl, EM-Bokashi-Pellets, Lavamehl etc. hilft bei der natürlichen Boden -Verbesserung.
Bei Ausritten können wir gezielt (!) zulassen, dass Pferde zwischendurch Futter aufnehmen, denn selbst regional ist die Zusammensetzung des Bodens schon unterschiedlich. Wenn wir sie unterwegs kontrolliert grasen lassen, können sie mehr verschiedene Inhaltsstoffe aufnehmen, als auf der Weide zur Verfügung wären, können also gezielt "Fress-Pausen" schaffen. (Diese sollten in jedem Fall klar angegeben werden, damit das Pferd weiß, dass es >jetzt< fressen darf, nicht aber, wenn "normal" geritten wird - denn dies führt natürlich sonst bei vielen Pferden zum ungeliebten Kopf-runter-Reißen!)
Hafer ist ein sehr wertvolles Pferdefutter: es enthält alle für das Pferd wichtigen Eiweißketten. Sie sind auch wichtig für das Hufwachstum.
Da unsere Pferde heute nicht mehr riesige Steppen oder Prärien zum grasenden Herumziehen haben, kann Hafer eine gute und wertvolle Hilfe darstellen, ein Pferd gut zu versorgen - immer vorausgesetzt, er ist ungequetscht, ansonsten verliert er durch Oxidation schnell einen großen Teil seiner Inhaltsstoffe. Ich habe mir außerdem angewöhnt, den Hafer mindestens 12 Stunden einzuweichen, da er dann noch einfacher verdaut und nichts ungekaut wieder ausgeschieden wird. Die Stärke ist daraufhin schon leicht umgewandelt und wird leichter verarbeitet.
Übrigens: Hafer macht Pferde nicht verrückt, jedenfalls gereinigter Hafer nicht. Ungereinigter Hafer, der auf Brusthöhe (also aus einer Futterkrippe) gefressen wird, anstatt vom Boden, hat hingegen oft staubige Bestandteile, die sich in den Zilien (also den kleinen Flimmerhärchen in den Atemwegen der Pferde) festsetzen und dort zu picken beginnen, wenn es arbeitet. Dies kann dann tatsächlich unangenehmes Verhalten verursachen.
Bei Gabe von ganzem, gereinigtem Hafer, gibt es normalerweise keine negativen Verhaltensänderungen. Ganzer, mehrfach gereinigter Hafer ist eines der besten (und auch günstigsten) Pferdefuttermittel.
Aufgrund des nicht optimalen Phosphor-Kalzium-Verhältnisses von Hafer, sollte dieser zusamen mit Grünfutter (gut sind zum Beispiel Luzerne, also Alfalfa) gegeben werden, um eine perfekte und gesunde Aufnahme zu gewährleisten.
Mais und Müslifutter sind oft nicht gut ausgewogen und voll von Abfallprodukten aus anderen Produktionsketten. (Zum Beispiel Rübenschnitzel als "Müll" der Zuckerherstellung, Apfeltrester als Endprodukt und Abfall der Apfelsaftindustrie etc. - ich verwende lieber das Ausgangsprodukt in guter Qualität.)
Die Aufnahme des Futters sollte aus Bodenhöhe geschehen, denn darauf ist das Pferd ausgelegt. Aus Buggelenkshöhe fressend, verschluckt es sich leichter und nutzt seine Zähne falsch ab.
Ein Pferd, dass sein Leben lang aus Bodenhöhe frisst, wird nicht die typischen, im Alter immer flacher werdenden Schneidezähne entwickeln, sondern wesentlich länger das effektiv aufeinander treffende Gebiss eines neun- bis zwölfjährigen Pferdes behalten, so, wie es von Natur aus vorgesehen ist.
Für schwerfuttrige Pferde:
Eine gute Möglichkeit der Nährstoffgabe ist auch das Füttern von Keimen ("Sprossen"). Empfehlenswert sind zum Beispiel gekeimter Hafer und Alfalfasprossen, die
etwa 2-4 Tage in einem Keimgerät o.Ä. zum anwachsen gebracht wurden, um dann direkt und frisch verfüttert werden können.
Sprossen enthalten ein Vielfaches mehr an direkt verwendbaren Mineralstoffen und Spurenelementen für das Pferd, weshalb es mitunter mit einem "Händchen voll Keimen" besser versorgt ist, als mit einem
hoch vollen Futtereimer. Sprossen können ebenfalls bei alten oder kranken Pferden allgemein unterstützend wirken, sowie in besonderen Stressphasen oder bei Pferden, die aus welchen Gründen auch immer
wieder aufgebaut werden müssen.
ACHTUNG: durch den vielfach höheren Nährstoffgehalt werden Pferde, die Sprossen gefüttert bekommen, bei bestimmten Dopingproben positiv getestet! (Dies zeigt wohl am eindrucksvollsten, wie gut diese Option ist...)
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